Die Ausgangslage
Viele Eltern machen sich lange vor der Geburt Gedanken, welche Auswirkungen die neue Familiensituation auf ihr Portemonnaie hat. Zu beachten ist, dass es vielfältige Familienformen gibt, die alle andere Rahmenbedingungen schaffen. Das Budget von Ein-Eltern-Familien sieht ganz anders aus als das Budget eines Paares oder einer Patchworkfamilie. Egal ob die Eltern zusammenleben oder nicht, sorgen sie gemeinsam für das Kind, müssen die Vorstellungen abgeglichen werden. Jede Mutter, jeder Vater hat persönliche Werte, Prioritäten, ein anderes Rollenverständnis und unterschiedliche Vorstellungen in Bezug auf die Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit. Wie auch immer die konkrete Kombination aussieht, sie hat bei jeder Familie Auswirkungen auf das Budget.
Kinder und das Portemonnaie der Eltern
Kinder können ordentlich ins Geld gehen. Doch nicht alles wird einfach teurer. Die Steuern zum Beispiel sinken und viele Eltern geben weniger Geld für Freizeit und Ausgang aus. Am teuersten ist die Tatsache, dass die Geburt eines Kindes meistens mit einer Einkommenseinbusse verbunden ist, die verkraftet werden muss. Zu Anfang fällt die Einkommenseinbusse vor allem bei den Müttern ins Gewicht.
Bei der Entscheidung, wie die Familien- und Erwerbsarbeit nach der Erholungs- und Stillphase nach der Geburt aufgeteilt werden soll, können unterschiedlich hohe Einkommen der Eltern eine grosse Rolle spielen. Oft wird bei der Erwerbsarbeit zu Gunsten des höheren Einkommens entschieden und den Löwenanteil der Familienarbeit übernimmt der Elternteil mit dem kleineren Einkommen. Eine Familie ist ein langfristiges Projekt und ein dynamisches System. So kommt es im Laufe der Zeit bei der Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit auch wieder zu Veränderungen. Die Rahmenbedingungen ändern sich, die Kinder werden grösser, es entstehen neue Bedürfnisse und Kapazitäten.
Unterstützungsleistungen für Familien
Es gibt zahlreiche Unterstützungsleistungen für Familien, wie zum Beispiel:
- Erwerbstätige Mütter haben Anspruch auf Mutterschaftsentschädigung während 14 Wochen nach der Geburt.
- Erwerbstätige Väter haben für die ersten sechs Monate nach Geburt des Kindes Anspruch auf zwei Wochen Vaterschaftsurlaub.
- Die Familienzulagen: Es gibt grundsätzlich einmalige Zulagen wie z.B. eine Geburtenzulage und monatlich auszuzahlende Zulagen wie eine Kinder- bzw. Ausbildungszulage oder eine besondere Sozialzulage. Minimale Vorgaben macht der Bund, die Kantone bzw. die Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen können, müssen aber nicht darüber hinausgehen.
- Kantonale Bedarfsleistungen wie z.B. Mutterschaftsbeihilfen im ersten Jahr nach der Geburt
- Die Prämienverbilligung für die Grundversicherung bei der Krankenkasse
Kinderkosten
Viele Eltern wollen wissen, mit wie viel sie für das Kind rechnen müssen. Neben den einmaligen Ausgaben, wie z.B. Wickeltisch, Kinderwaagen, erste Anschaffungen fürs Kinderzimmer etc. sind es Dinge wie Windeln, Babynahrung oder später Ausgaben für die Kinderbetreuung, die Spielgruppe, Schultasche, Kosten für Musikschule usw. die im Budget Platz finden wollen.
Dabei gibt es Eltern die erstaunlich wenig Geld ausgeben (müssen), entweder weil sie sehr erfinderisch und sparsam sind oder ein Umfeld haben, das sehr spendabel ist. Andererseits gibt es Eltern, die alles gerne neu kaufen möchten. Auch das geht von günstig bis kostspielig. Darum sind Kinderkosten eine sehr individuelle Grösse und Durchschnittswerte sind somit wenig hilfreich. Doch am Ende des Budgetierens steht immer die Frage: Können bzw. wollen wir uns das leisten?
Empfehlung:
- Der Dachverband rät dringend davon ab, für Kinderwagen und Kinderzimmerausstattung einen Konsumkredit aufzunehmen. Das ist die teuerste Lösung und erhöht die Fixkosten im Budget dauerhaft durch Ratenzahlungen und hohe Zinsen.
Familienphase und die Kosten
Während am Anfang die Erwerbseinbusse am meisten ins Gewicht fällt, so sind es am Ende die Ausbildungskosten die ordentlich ins Gewicht fallen können. Vor allem dann, wenn die Kinder studieren. Dazwischen verursachen Kinder im Kindergarten und Primarschulalter in der Regel am wenigsten Kosten. So kann es auch beim Projekt Familie hilfreich sein, eine langfristige Perspektive zu entwickeln und Phasen mit tieferen Kosten und/oder höherer Erwerbskraft bewusst zu nutzen.
Kinder und Beruf unter einem Hut
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine anspruchsvolle Aufgabe. So klaffen gesellschaftlicher Anspruch und strukturelle, familiäre, berufliche, finanzielle und individuelle Möglichkeiten immer noch weit auseinander. Eltern vollbringen eine organisatorische Meisterleistung, wenn sie alles gut unter einen Hut bringen. Kinder sind laufend für die eine oder andere Überraschung gut. Das erfordert nicht nur eine gewisse Belastbarkeit und Flexibilität der Eltern, sondern auch der Arbeitgebenden und der Kinderbetreuungsangebote.
So sind vor allem Kinderbetreuungsangebote gefragt, die eine hohe Verlässlichkeit und gleichzeitig eine hohe Flexibilität aufweisen. Da dies Tageseltern und Krippen nur bedingt möglich ist, erfreut sich die Betreuung durch die Grosseltern einer grossen Beliebtheit. Ob Grosseltern, die ihrerseits noch im Erwerbselben stehen, dies auch leisten können bzw. wollen ist wiederum eine andre Frage.
Diskussionen ums liebe Geld
Viele Paare merken erst beim Kinderkriegen, dass sie völlig unterschiedliche Vorstellungen über die Aufgabenteilung und die Handhabung des Geldes haben. Je bescheidener das Budget und je grösser die Familie, umso anspruchsvoller kann die Aufgabe werden.
- Ist das nun mein, dein oder unser Geld?
- Welche Entscheidungen mit finanziellen Konsequenzen sollen bzw. müssen gemeinsam getroffen werden?
- Wie viel Geld brauchen wir zur Existenzsicherung?
- Welche Bedürfnisse sollten, wann immer möglich im Budget Platz finden?
- Was ist «nice to have” – muss aber nicht unbedingt sein?
- Entsteht jetzt ein Gefälle an Lebensstandard zwischen den Eltern? Wie kann damit konstruktiv umgegangen werden?
Praxistipp:
Wenn Sie feststellen, dass Diskussionen über Geld emotional aufgeladen und vorwurfsvoll geführt werden:
- Nutzen Sie unsere Budgetvorlagenzum Erstellen eines Budgets.
- Nehmen Sie, wenn nötig, Beratung in Anspruch. Viele Eltern schätzen den Austausch mit einer Fachperson und gewinnen so Sicherheit bei der Einschätzung der Situation. Eine Beratungsstelle des Dachverbands in ihrer Nähe finden Sie hier.