Finanztipps fĂĽr Frauen

Finanzielle Eigenständigkeit ist wichtig fĂĽr ein selbstbestimmtes Leben. Frauen haben aber meist finanzielle Nachteile. Sie verdienen oft weniger Geld, haben längere Pausen im Job und meistens weniger Geld fĂĽr das Alter. 

Wer sich früh mit Finanzen beschäftigt, kann bessere Entscheidungen treffen. Wir unterstützen dich mit den untenstehenden Informationen dabei.

darum geht's

  • Wo werden Frauen durch die Gesellschaft benachteiligt?
  • Was mĂĽssen Frauen ĂĽber Finanzen unbedingt wissen?
  • Welche Möglichkeiten gibt es, finanziell unabhängig zu werden?

Noch immer sind Frauen finanziell benachteiligt:

  • Frauen haben nach der Pensionierung durchschnittlich 37 % weniger Geld zur VerfĂĽgung als pensionierte Männer.
  • Im Schnitt verfĂĽgen Frauen ĂĽber 67 % weniger Einkommen aus der Pensionskasse als Männer. Fast die Hälfte der Rentnerinnen in der Schweiz bezieht ĂĽberhaupt kein Einkommen aus der Pensionskasse.
  • Rund 65 % der Personen, die Ergänzungsleistungen beziehen, sind Frauen.
  • Nur rund 20 % der Frauen interessieren sich fĂĽr Vermögensaufbau.
  • Nur die Hälfte der Frauen redet in Partnerschaften bei wichtigen Finanzentscheiden mit.
  • Frauen fĂĽhlen sich weniger kompetent in Finanzfragen als Männer; obwohl Studien zeigen, dass Frauen bessere Finanzentscheidungen treffen.
  • Die finanziellen Probleme bei Frauen entstehen oft dadurch, dass sie viel unbezahlte Care-Arbeit (meistens Betreuung von Kindern oder Angehörigen) ĂĽbernehmen. 

Deshalb ist es besonders wichtig, dass sich Frauen mit dem Thema Finanzen auseinandersetzen. So kannst du nicht nur deine finanzielle Sicherheit, sondern auch deine Unabhängigkeit stärken. Mit fundiertem Finanzwissen bist du besser in der Lage, faire Gehälter auszuhandeln und gewinnst das nötige Selbstvertrauen für erfolgreiche Geldverhandlungen. Diese finanzielle Unabhängigkeit ist vor allem im Falle einer Trennung oder Scheidung von grosser Bedeutung. Denn diese neue Lebenssituation fordert von dir, dass du deine Finanzen eigenständig verwaltest.

 

Geld ist in Beziehungen oft ein sensibles Thema. Umso wichtiger ist es, offen darüber zu sprechen. Nur so wissen beide Partner, wofür das gemeinsame Geld genutzt wird, welche finanziellen Vorstellungen bestehen und wie gemeinsame Ziele aussehen. Das schafft Transparenz und Vertrauen – und ermöglicht Entscheidungen, die für beide stimmen.

Finanzielle Gespräche sollten nicht erst im Alter stattfinden. Schon früh lohnt es sich, gemeinsam in die Zukunft zu schauen:

  • Wie wollen wir uns finanziell organisieren, wenn wir Kinder bekommen?
  • Was passiert, wenn einer von uns eine Auszeit nimmt oder in Teilzeit arbeitet?
  • Und was wäre im Fall einer Trennung oder Scheidung?

Wer diese Fragen rechtzeitig bespricht, kann fairere Lösungen finden – und spätere Konflikte vermeiden.

Auch langfristige Themen wie Altersvorsorge, Erbschaft und Absicherung im Todesfall gehören dazu. Ohne klare Regelungen kann es sonst zu Unsicherheiten oder finanziellen Schwierigkeiten kommen. Besonders Frauen sind davon häufiger betroffen – etwa, wenn das gemeinsame Zuhause zum Teil vererbt wird und verkauft werden muss, um Ansprüche auszuzahlen.

Um das zu verhindern, ist rechtzeitige Planung sinnvoll. Ein Testament kann zum Beispiel festlegen, dass die hinterbliebene Person einen grösseren Anteil erhält oder ein lebenslanges Wohnrecht bekommt. Auch andere Vorsorgelösungen – etwa Versicherungen oder gemeinsame Sparpläne – bieten Schutz. 

Eine gemeinsame Budgetberatung kann hierfĂĽr mehr Klarheit schaffen. 

Der Gender Pay Gap in der Schweiz beschreibt den Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen. Trotz gesetzlicher Gleichstellung verdienen Frauen im Durchschnitt weniger als Männer. Laut Daten vom Bundesamt für Statistik lag der Lohnunterschied im Jahr 2020 bei rund 18 Prozent oder 1'500 Franken. Einerseits lässt sich das aufgrund der Berufswahl, Ausbildung oder Karriereunterbrechungen wegen Kinderbetreung erklären. Jedoch ist die Hälfte der Unterschiede unerklärt.

Diese Fakten können fĂĽr viele Frauen frustrierend oder einschĂĽchternd sein. Deshalb ist es umso wichtiger, dass du dich bei Ungleichheiten wehrst, auch wenn das viel Mut und Ăśberwindung kostet. 

Beispielsweise kannst du folgendes tun, wenn du dich diesbezĂĽglich unfair behandelt fĂĽhlst.:

  • Tausche dich mit deinen Arbeitskolleg:innen aus. Finde heraus, wie viel Personen in der gleichen Position wie du verdienen.
  • Wenn es einen Unterschied gibt, sprich mit der Person, die fĂĽr dein Gehalt verantwortlich ist.
  • Fordere eine Gehaltserhöhung, wenn du mehr Aufgaben ĂĽbernimmst oder neue Verantwortungen erhältst.

Es gibt grob drei Möglichkeiten, wie Zahlungen und Konten in einer Beziehung aufgeteilt werden können. 

  • Alles wird getrennt. Das bedeutet, dass jede Person ihre eigenen Kosten bezahlt. Es gibt kein gemeinsames Konto. Diese Möglichkeit ist gut, wenn das Paar noch nicht zusammenlebt und keine gemeinsamen Kosten wie Miete oder Einkäufe hat. Wenn es gemeinsame Kosten gibt, ist eine komplett getrennte Variante kompliziert. Es entsteht viel BĂĽrokratie, um die Ausgaben gerecht aufzuteilen. Deshalb empfehlen wir diese Variante nicht fĂĽr Paare, die zusammenleben. 
  • Die zweite Variante ist eine komplette Zusammenlegung der Konten. Hier gibt es nur gemeinsame Konten. Das macht die Unabhängigkeit voneinander unmöglich. Deshalb empfiehlt der DBBCH diese Form nicht.
  • Als dritte Möglichkeit empfehlen wir eine Mischung aus beiden. Hier haben beide Parteien in einer Partnerschaft immer ein eigenes Konto. FĂĽr gemeinsame Kosten gibt es ein Haushaltskonto. Beide haben Zugriff auf dieses Konto. So bleibt die Unabhängigkeit erhalten und im Falle einer Trennung kann man direkt gehen, wenn es nötig oder gewĂĽnscht ist. Mehr Informationen zu diesem System findest du hier

In vielen Fällen verdienen Frauen immer noch weniger als ihre Partner, auch wenn beide Vollzeit arbeiten. Deshalb solltet ihr darüber sprechen, wie ihr die gemeinsamen Kosten fair aufteilen könnt. Niemand soll sich benachteiligt oder ausgenutzt fühlen. Die genaue Lösung kann unterschiedlich sein. Gemeinsame Kosten sind Ausgaben wie:

  • Miete
  • gemeinsames Auto
  • Essen und Getränke zu Hause
  • gemeinsame Aktivitäten
  • Wohnnebenkosten

Wenn ihr beide ungefähr gleich viel verdient, könnt ihr die Kosten leicht halbieren. Wenn es aber einen grossen Lohnunterschied gibt, ist eine gute Regelung wichtig. Diese Regelung bringt oft viele Kompromisse mit sich. 

Unser Vorschlag bei grossen Einkommensunterschieden in der Beziehung ist, die Ausgaben prozentual nach dem Einkommen aufzuteilen. Das bedeutet, dass jede Person im Verhältnis zu ihrem Einkommen den gleichen Prozentsatz zu den gemeinsamen Kosten beiträgt. 

FĂĽr eine faire prozentuale Kostenaufteilung kannst du unsere Excel-Tabelle verwenden.

Heute übernehmen immer noch meistens Frauen die Betreuung der Kinder. Deshalb ist die Absicherung während der Berufspause oder reduzierten Arbeit wichtig. Dazu gehört, Lücken in der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) zu vermeiden. In der Ehe ist man automatisch über den Partner bei der AHV versichert. Dafür muss der doppelte Minimalbetrag gezahlt werden. Das klappt oft auch mit geringem Einkommen.

Im Konkubinat mit Kindern ist die Absicherung anders: In der ersten Säule sind nur die Kinder abgesichert. In der zweiten Säule bieten viele Pensionskassen eine freiwillige Versicherung an. Das muss aber gemeldet werden. Deshalb sollten sich betroffene Frauen frühzeitig informieren. Frauen sollten zudem die AHV-Beiträge nachzahlen, wenn sie wegen Teilzeitarbeit oder Nichterwerb nicht genug eingezahlt haben.

Wie es um deine aktuelle AHV steht, kannst du direkt hier abfragen.

Wir empfehlen, dass beide Elternteile zumindest Teilzeit arbeiten. So bleiben beide unabhängig. Bei einer Trennung haben dann auch beide bessere Voraussetzungen, weil sie Berufserfahrung und Arbeitsstellen haben. Nicht alle Eltern können aber im Arbeitsmarkt bleiben, da zusätzliche Betreuung viel Geld kosten kann. Besonders die Kosten fĂĽr die Kita können hoch sein. FĂĽr Familien mit geringem Einkommen gibt es aber oft VergĂĽnstigungen. Ăśberlegt, ob es sich fĂĽr euch lohnt, in die Kita zu investieren. Nicht arbeiten zu gehen, kann langfristig teurer sein. 

Wenn eine Person zu 100% für die Kinder zu Hause bleibt, kann der arbeitende Elternteil die Care-Arbeit der anderen Person entlohnen. So bleibt die Person angestellt und verdient Geld. Eine andere Möglichkeit ist, dass ihr direkt in die (AHV) einzahlt. So könnt ihr Lücken in der Altersvorsorge schliessen. Das verhindert eine sehr niedrige Rente und gibt Sicherheit im Alter.

Du kannst eine Betreuungsentschädigung von der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) bekommen, wenn du deine Arbeit unterbrechen musst, um dein gesundheitlich schwer beeinträchtigtes Kind zu betreuen. Der Betreuungsurlaub dauert maximal 14 Wochen. In dieser Zeit bekommst du eine Erwerbsersatzentschädigung von der Erwerbsersatzordnung (EO). Diese vierzehn Wochen entsprechen maximal 98 Taggeldern bei einer Vollzeitstelle. Je nach Arbeitspensum kann sich die Anzahl der Urlaubstage ändern. Die Entschädigung beträgt 80% des durchschnittlichen Einkommens, dass du vor der Betreuungszeit verdient hast. Der maximale Betrag pro Tag ist jedoch auf 220 Franken begrenzt.

Ein Kind gilt als gesundheitlich schwer beeinträchtigt, wenn:

  • Eine schwere Veränderung seines körperlichen oder psychischen Zustands eingetreten ist.
  • Der Verlauf oder Ausgang dieser Veränderung schwer vorhersehbar ist oder dauerhafte Beeinträchtigungen oder der Tod drohen.
  • Ein erhöhter Betreuungsbedarf durch die Eltern besteht.
  • Mindestens ein Elternteil die Arbeit zur Betreuung unterbrechen muss.

Eine Behinderung, ein Geburtsgebrechen oder leichte Erkrankungen und Unfallfolgen gelten nicht als schwere Beeinträchtigung. In diesen Fällen gibt es keinen Anspruch auf Betreuungsentschädigung.

Die wichtigste Vorsorgemassnahme ist, schon während der Arbeitsjahre ein gutes Einkommen zu verhandeln. Frauen verdienen oft weniger als Männer. Das liegt manchmal an der Berufswahl oder daran, dass sie Teilzeit arbeiten. Die Hälfte der Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen sind aber unerklärt. Dies führet oft dazu, dass Frauen im Alter weniger Rente bekommen. Umso wichtiger ist es, sich mit Finanzthemen zu beschäftigen. Das kann deine Altersvorsorge verbessern und die finanzielle Unabhängigkeit sichern.

Es ist wichtig, dass Frauen bei den finanziellen Entscheidungen im Haushalt mitreden und mitbestimmen. Wenn Frauen sich bewusst mit den gemeinsamen Finanzen beschäftigen, können sie ihre finanzielle Zukunft mitgestalten. Dies betrifft nicht nur den täglichen Umgang mit Geld. Es betrifft auch längerfristige Entscheidungen, wie die Planung von Sparzielen oder Vorsorgemassnahmen.

Tipp: Um die finanziellen Folgen von Lebensentscheidungen wie Heirat, Kinder oder weitere Ausbildungen vorher abzuschätzen, kannst du die Webseite https://cashorcrash.ch/ besuchen.

Finanzielle/ Ă–konomische Gewalt

Finanzielle Gewalt ist eine Form von Missbrauch. Eine Person kontrolliert die finanziellen Mittel einer anderen Person. So versucht sie, Macht und Kontrolle auszuüben. Finanzielle Gewalt kann in verschiedenen Beziehungen vorkommen. Zum Beispiel in Partnerschaften, Familien oder zwischen ehemaligen Partnern. Sie verhindert, dass das Opfer finanziell unabhängig ist.

Wie sieht finanzielle Gewalt aus?

  • Kein Zugang zu Geld: Der Täter kontrolliert das Geld. Das Opfer hat keinen Zugang auf gemeinsame Konten oder eigenes Einkommen.
  • Keine Arbeit oder Bildung: Der Täter hindert das Opfer daran, zu arbeiten oder zu lernen. So bleibt das Opfer wirtschaftlich abhängig.
  • Diebstahl oder Missbrauch von Geld: Der Täter nimmt Geld oder Kreditkarten des Opfers. Er macht Schulden auf den Namen des Opfers. Er nutzt das Geld des Opfers ohne Zustimmung.
  • Erzwungene finanzielle Abhängigkeit: Der Täter zwingt das Opfer, auf seine Hilfe angewiesen zu sein. Das Opfer kann keine eigenen Entscheidungen treffen. 

Finanzielle Gewalt fĂĽhrt oft dazu, dass das Opfer in der Beziehung bleibt. Da das Opfer kein Geld hat, um die Situation zu verlassen

Wie schĂĽtze ich mich dagegen?

Finanzielle Unabhängigkeit bewahren

  • Einkommen: Strebe danach, ein eigenes Einkommen zu haben, auch wenn du in einer Partnerschaft bist. Das gibt dir finanzielle Sicherheit und macht dich weniger abhängig.
  • Eigenes Konto: Behalte ein separates Bankkonto, auch wenn ihr ein gemeinsames Konto habt. So kannst du eigene Ersparnisse und Ausgaben verwalten.
  • Finanzwissen aufbauen: Lerne so viel wie möglich ĂĽber persönliche Finanzen. Zum Beispiel ĂĽber Budgetierung, Investitionen und Schulden. So kannst du gut informierte Entscheidungen treffen.

Offene Kommunikation ĂĽber Finanzen

  • Transparenz in der Beziehung: Sprich offen mit deinem Partner ĂĽber Geld. Es sollte klare Vereinbarungen zu Einkommen, Ausgaben, Schulden und gemeinsamen Zielen geben.
  • Gemeinsame Verantwortung: Verteilt die finanzielle Verantwortung fair. Beide Partner sollten Zugriff auf Konten und Informationen haben.

Ein UnterstĂĽtzungsnetzwerk aufbauen

  • Vertraute Personen einbinden: Halte Kontakt zu Familie und Freunden, denen du vertraust. Sie können dir eine emotionale und vielleicht auch finanzielle StĂĽtze sein, wenn du in eine schwierige Lage kommst.

Rechtliche Vorsichtsmassnahmen treffen

  • Informiere dich ĂĽber deine Rechte: Das ist wichtig bei einer Ehe oder Lebensgemeinschaft. So weisst du, welche AnsprĂĽche du bei Trennung oder Scheidung auf Vermögenswerte hast.
  • Verträge und Vermögensaufteilung: Wenn ihr Vermögenswerte oder grosse finanzielle Entscheidungen teilt (zum Beispiel bei einem Hauskauf) solltest du sicherstellen, dass die Vereinbarungen schriftlich festgehalten sind. Sorge dafĂĽr, dass du rechtlich abgesichert bist.
  • Eigene Dokumente aufbewahren: Bewahre wichtige Dokumente (Gehaltsabrechnungen, Versicherungen, Bankunterlagen) an einem sicheren Ort auf. Idealerweise solltest nur du Zugang zu diesem Ort haben.

 

FrĂĽhe Warnsignale

Kontrolle ĂĽber Ausgaben: Achten darauf, ob dein Partner versucht, deine Ausgaben oder dein Einkommen zu kontrollieren oder dich von finanziellen Entscheidungen ausschliesst.

Misstrauen oder Manipulation: Sei aufmerksam, wenn dein Partner dich in Bezug auf Geld manipuliert oder dir SchuldgefĂĽhle fĂĽr normale Ausgaben einredet.

Zugang zu Finanzen beschränken: Wenn dir der Zugang zu gemeinsamen finanziellen Mitteln verweigert oder eingeschränkt wird, könnte dies ein Zeichen für finanzielle Kontrolle sein.

Wo bekomme ich Hilfe?

Wenn du Anzeichen von finanzieller Kontrolle oder Gewalt bemerkst, hole dir sofort professionelle Hilfe. Du kannst zum Beispiel zu einer Beratungsstelle oder zu einem Anwalt gehen.

Zwei Anlaufstellen, die wir empfehlen: